Settlers Creek by Carl Nixon
Autor:Carl Nixon
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-06T16:00:00+00:00
***
Box und Liz wurden in einen gefliesten Raum geführt. In der Mitte stand ein Metalltisch auf Rädern. Ein Seziertisch. Das war der richtige Ausdruck, dachte Box. Mark – Marks Leichnam – liegt auf einem Seziertisch.
Derselbe dickliche Bestattungsunternehmer, der bei ihnen zu Hause gewesen war, hatte sie schon an der Tür erwartet. Box fahndete in seinem vernebelten Hirn vergebens nach dem Namen des Mannes. Das Gebäude wirkte neu: eine Mischung zwischen Kirche und Softwareschmiede. Der Bestattungsmensch war höflich und zuvorkommend, aber aus irgendeinem Grund hätte Box ihm gerne eine geknallt, einfach damit diese Vornehmtuerei ein Ende hätte.
Während der in angespanntem Schweigen verbrachten Fahrt hatte sich Box die dramatische Enthüllung von Marks Gesicht ausgemalt. Offenbar hatte er zu viele amerikanische Krimis gesehen. In Wirklichkeit sahen sie Marks Gesicht von dem Moment an, als sie den Raum betraten. Das gestärkte weiße Leintuch war mit größter Exaktheit genau bis zum Halsansatz zurückgeschlagen. Der blau unterlaufene Hals und die Spitzen seiner Schultern boten sich dem Auge dar.
Box merkte, daß Liz hinter ihm stehengeblieben war. Er drehte sich um und sah, daß sie auf halber Strecke zwischen der Tür und dem Leichnam ihres Sohnes gestrandet war. Ihr Gesicht hatte alle Farbe verloren. Sie war so regungslos und bleich, daß man glauben konnte, sie sei zur Salzsäule erstarrt oder für immer eingefroren.
Box ging die paar Schritte zu ihr zurück und legte seinen Arm um ihre steifen Schultern.
»Ist gut, Box.«
»Mach ganz langsam.«
Der Bestattungsunternehmer schluckte wieder unangenehm laut, dieses Geräusch hatte Box schon bei seinem Besuch in ihrem Haus genervt. »Alles, was Sie benötigen, sollte hier sein. Falls Sie mich brauchen, ich bin in meinem Büro, erste Tür links, wenn Sie rauskommen.«
»Okay«, sagte Box. Verpiß dich endlich.
»Ich lasse Sie jetzt allein.«
»Danke!«
Box hörte die Schritte des Mannes auf den Fliesen, dann schloß sich die Tür. Sie waren allein. Nur sie drei. Er legte seine Hände um Liz’ Gesicht.
»Bist du sicher, daß du dir das zutraust? Wir müssen das nicht selbst machen, die haben ihre Leute dafür.«
»Nein, Box, ich schaffe das schon. Ich muß es selbst machen.«
Er nahm ihre Hand, und sie gingen zusammen durch den Raum.
Mark sah nicht so aus, als schliefe er – das war ein Klischee. Oder wie nannte man das? Ein Euphemismus. Im Schlaf hatte Mark sich immer bewegt. Er hatte sich in jedem Bett, in dem er je lag, ausgebreitet und rumgezappelt. Als Kind hatte er ständig im Schlaf vor sich hin gemurmelt oder mit sich selbst gesprochen, manchmal auch geschrien, seine Augenlider zuckten, und er war immer ganz heiß gewesen.
Schon von dem ersten warmen Sommer in Nelson an, als Box und Liz zusammenkamen, war Mark wie ein warmes Kaninchen fast jede Nacht in ihr Bett geschlüpft. Hörte erst mit zehn Jahren damit auf. »Schlecht geträumt«, sagte er, wenn er im Dunkeln neben ihrem Bett auftauchte. Zuerst wollte Box den Jungen immer in sein eigenes Bett zurückschicken, aber Liz hatte darauf bestanden, daß er bei ihnen bleiben durfte. Daß Mark bei ihr im Bett schlief, war eine Gewohnheit der beiden, seit Steve – jetzt Tipene – sie ein Jahr zuvor verlassen hatte.
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